Dienstag, 9. Dezember 2008

Artemis

Artemis ist in der griechischen Mythologie die Göttin der Jagd, des Waldes und die Hüterin der Frauen und Kinder. Ferner zählt sie zu den zwölf großen olympischen Göttern und ist damit eine der wichtigsten Gottheiten des Goldenen Zeitalters.

Ihr Geburtsort verlieh der Göttin, die bei den Römern der Diana und bei den Etruskern der Artumes entspricht, den Beinamen Kynthia „(die vom Berg Kynthos Kommende“), wobei die lateinische Schreibweise Cynthia lautet. Auch hatte sie den Beinamen Delia, welcher soviel wie die von der Insel Delos Stammende bedeutet. Nach der griechischen Sage wurden Artemis und ihr Bruder Apollo auf dem Berge Kynthos auf der Insel Delos geboren.

Eine Sonderform der Artemis stellt die Artemis Ephesia dar, die in dem ihr geweihten berühmten großen Tempel in Ephesos, einem der Sieben Weltwunder der Antike, verehrt wurde. Ihre Statue in Ephesos stellt sie über und über bedeckt mit Brüsten dar, da sie die Ernährerin aller Lebewesen verkörpert. Nach anderer Deutung handelt es sich um Stierhoden, die für Fruchtbarkeit stehen.

Ihre berühmtesten Attribute sind der Pfeil und der silberne Bogen, welcher ihr von den Zyklopen geschenkt wurde und gel. auch die Mondsichel symbolisiert. Dieser diente ihr als Waffe, um treffsichere Pfeile gegen die Sterblichen zu senden und um Krankheiten unter die Menschen zu bringen. Neben Pfeil und Bogen sind ihre Attribute noch das Wermutkraut und die Zypresse. Unter den Tieren werden mit ihr Katzen, Skorpione, Hirsche und Bären assoziiert.

Das klassische Bild der Artemis entspricht dem einer jungfräulichen Jägerin, die allein oder von gleichfalls jungfräulichen Nymphen begleitet durch die Wälder streift.

Gemäß der Mythologien war sie nie verheiratet, war keinem Manne untertan, sondern frei und kinderlos. Gleichzeitig schützt sie Frauen jeden Alters sowie Kinder beiderlei Geschlechts.

Artemis hat den Ruf einer grausamen und strengen Göttin: Beispielsweise steht sie mit Männern auf dem Kriegsfuß, da sie sie für die Geburtswehen der Frauen verantwortlich macht. Da sie ja auch die Gebärenden hütet, wird sie mitunter mit Eileithyia oder Hera gleichgesetzt. Der zerstörerische Aspekt der Artemis wurde vor allem bei abnehmendem Mond geehrt. Artemis war eine wilde, unzähmbare Göttin, die Leben nicht nur gibt, sondern auch nimmt.

In der Ilias wird Artemis die „Herrin der Tiere“ genannt, deren Junge unter ihrem Schutz stehen. Ihre Begleiter sind neben anderen Jungfrauen Hunde. Hunde sind traditionellerweise Wächter des Tores zur Unterwelt; Artemis wird teilweise auch als Unterweltgöttin betrachtet, da sie unter anderem mit der Hexengöttin Hekate gleichgesetzt wird. Sie jagt nach einigen Sagen in Neumondnächten, während sie in den übrigen Nächten den Mondwagen über den Himmel lenkt.

Ihre Eltern sind Hesiod zufolge Leto und der oberste griechische Gott Zeus, ihr Zwillingsbruder ist Apollon. Artemis ist, wie Hestia oder Athene, eine jungfräuliche Göttin; sie bewahrt ihre Unschuld mit größter Hartnäckigkeit und verbietet auch ihren eigenen Anhängerinnen eine Defloration. Gleichzeitig wird Artemis zu den Fruchtbarkeitsgöttern gerechnet.

Die von Zeus geschwängerte Leto war auf der Flucht vor dessen eifersüchtiger Ehefrau Hera. Diese bewirkte jedoch, dass kein einziger Ort der Erde Leto einen Platz zum Gebären bieten sollte. Schließlich wurde Leto von der schwimmenden Insel Delos aufgenommen. Die Göttin lag neun Tage lang in den Wehen.

Artemis kam als erste von den beiden Zwillingen auf die Welt, so dass sie ihrer Mutter bereits bei Apollos Entbindung half. Deshalb beteten die Frauen zu Artemis um eine leichte Geburt.

Beim Angriff der Giganten auf die Olympischen Götter (Gigantomachie) schoss Artemis den Giganten Gration mit einem Pfeil nieder, der daraufhin von Herakles ebenfalls mit einem Pfeil getötet wurde.

Als Artemis’ Lieblingsgefährtin Kallisto von Zeus beschlafen worden war und den Arkas geboren hatte, wurde sie von Artemis in eine Bärin verwandelt und weggejagt, da eine Entjungferung für die Anhängerinnen der Göttin verboten war.

Andere Geschichten sehen in der eifersüchtigen Hera die Übeltäterin, die Kallisto aus Eifersucht bestrafte. Zeus versetzte Kallisto dann als „Große Bärin“, in den Himmel. Der Große Bär am Himmelszelt ist demnach eine Bärin.

Die bekannteste Erzählung über ein Zusammentreffen mit einem Mann ist die von Aktaion, einem Enkel des Kadmos, welcher ein leidenschaftlicher Jäger war. Als er wieder einmal jagte und sich in der Mittagshitze einen kühlen Platz im Wald suchte, gelangte er in ein schattiges Tal, welches Artemis geweiht war. In seinem Grund befand sich eine Grotte, wo die Göttin gerade badete. Als Aktaion sie dann nackt sah, verwandelte sie ihn in einen Hirsch, um zu verhindern, dass er von dieser verbotenen Begegnung erzähle. Aktaion wurde wenig später von seinen eigenen Jagdhunden zerfleischt.

Eine weitere mythologische Interpretation erzählt, dass Aktaion ein Heiliger König war, der mit Artemis in ihrer Hirschgestalt Hochzeit hielt und am Ende seiner Zeit sterben musste.

In der Realität wurde diese Jagd von Artemis-Priesterinnen nachgespielt, die mit Hundekopf-Masken bedeckt waren und einen als Hirsch verkleideten Mann jagten.

Als leidenschaftliche Jägerin freundete Artemis sich mit Orion, dem prächtigen und wilden Jäger, an. Ihr Zwillingsbruder Apollon erzürnte sich darüber und forderte Artemis zum Wettkampf heraus: Es gelinge ihr sicher nicht, einen verschwommenen Punkt sehr weit draußen im Meer mit ihrem Pfeil zu treffen. Artemis schaffte dies sehr wohl - und bemerkte zu spät, dass sie damit den Kopf des dort schwimmenden Orion durchbohrt hatte. Deshalb erhob sie ihn als Sternbild in den Himmel, dessen Schulterstern Beteigeuze hell leuchtet, dessen Kopfstern aber schwerer sichtbar ist.

Ein weiterer Mythos sieht Orion als den Jäger, der alle wilden Tiere des Erdkreises töten wollte. Die Erde oder Artemis selbst brachte daraufhin einen Skorpion hervor, gegen den Orion nichts ausrichten konnte und der ihn schließlich tötete, wonach beide als Sternbild in den Himmel versetzt wurden.

Die Seherin Manto, eine Tochter des Teiresias, rief die thebanischen Frauen auf, der Gottheit Leto Opfer darzubringen. Niobe jedoch versuchte das Volk zu überreden, der Göttin Leto keine Opfer mehr zu bringen. Sie begründete dies damit, dass sie vierzehn Kinder, sieben Jungen und sieben Mädchen, habe und damit Letos zwei Kinder bei weitem übertraf. Dieses erzürnte die Göttin, die die Geschehnisse vom Berg Kynthos aus angesehen hatte, derart, dass sie ihre Kinder Artemis und Apollon bat, ihr Genugtuung zu verschaffen. Mit Pfeil und Bogen tötete Artemis die Mädchen, Apoll die Jungen.

Meleagros, der Sohn des kalydonischen Königs Oineus und dessen Gemahlin Althaia, vergaß einmal, Artemis ein Opfer zu bringen, während er an alle anderen Götter dachte. Daraufhin entsandte diese furchtbaren Kalydonischen Eber, welcher die Saatfelder und alle anderen bebauten Felder verwüstete. Meleagros begab sich, begleitet unter anderem von Atalante, auf die Jagd nach dem Tier.

Kurz vor dem Beginn des Trojanischen Krieges schickte Artemis eine Windstille, da Agamemnon, der Anführer der Achaier, auf der Jagd eine ihr geweihte Hirschkuh erlegt hatte (nach anderen: sich gebrüstet hatte, ein besserer Schütze als sie zu sein. Daraufhin forderte Artemis dessen älteste Tochter Iphigenie zum Opfer. Allerdings hatte Artemis im letzten Augenblick Erbarmen mit dem Mädchen, rettete es vom Opfertisch, legte eine Hirschkuh auf den Altar und entrückte sie als Priesterin nach Tauris.

Die dritte der zwölf Aufgaben des Herakles bestand darin, eine heilige Hirschkuh mit einem goldenen Geweih zu fangen. Als Artemis ihre Jagdprobe hatte ablegen müssen, war diese Hirschkuh eine der fünf gewesen, die Zeus ausgewählt hatte. Nachdem Herakles die Kuh ein Jahr lang gejagt und schließlich gefangen hatte, zog er sich Artemis’ Zorn zu, da ihr die Hirschkuh geweiht gewesen war.

Der irische Schriftsteller Eoin Colfer benannte seine Romanfigur Artemis Fowl nach der griechischen Göttin. Im dritten Band der Buchreihe „Artemis Fowl - der Geheimcode“ erklärt Fowl: „Artemis ist normalerweise ein Frauenname, nach der griechischen Göttin der Jagd. Doch ab und an taucht ein Mann auf, der wegen seines Talents für die Jagd das Recht erlangt, den Namen zu tragen.“

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